Steiermark? Nö, die hat mich mal so gar nicht gereizt. Doch als wir uns dieses Jahr nach unserem ausgedehnten Kroatien-Mittelmeer-Urlaub mit dem Auto gen Heimat Hamburg aufmachten, führte unser Weg nach der slowenischen Grenze direkt in die Steiermark. Und wir beschlossen spontan – weil es so schön saftig grün aussah - noch ein paar Tage Urlaub dranzuhängen. Gesagt, getan. Bei Graz runter von der Autobahn und schon führte uns das Navigationssystem Richtung Feldbach. Das Sonnenhaus Grandl in Auersbach war unser Ziel. In dem über 100-jähriges Bauernhaus, welches die Besitzer Gabriele und Wolfgang liebevoll zu charmanten Ferienwohnungen umgebaut haben, bekamen wir noch eine wunderschöne Suite.
Der Weg dorthin war schon sehr aufregend – eine Kurve nach der anderen, bergauf und bergab – für mich als Flachland-Autofahrer eine echte Herausforderung. Umso schwieriger, weil je weiter wir in die Landschaft fuhren, um so schöner wurde die Aussicht. Sanfte Hügel wurden zu grün bewaldeten Bergen, denen man ihre feurige Vergangenheit – wir sind nämlich im Steierischen Vulkanland – durchaus ansieht.
Das idyllisch gelegene Sonnenhaus war dann auch unser Ausgangspunkt für die überraschend spannenden Ausflüge und Tagestrips. Aus zwei Tagen wurden immerhin vier, die wir mit unseren beiden Jungs (Vorschulkind und Zweitklässler) verbrachten. Prall gefüllt mit Erlebnissen, die wir so nicht erwartet haben. Und die so schön waren, dass ich aus vollem Herzen sagen kann: Gebt der Steiermark, die Vulkan- und Thermenland, dem Garten Österreichs eine Chance. Geht los, entdeckt diese traumhafte Landschaft, die zauberhaften Menschen und ihre Geschichten. Es ist völlig egal, ob ihr Großeltern seid, die ein paar schöne Tage mit ihren Enkelkindern verbringen möchten, ob ihr eine Großstadtfamilie mit Sehnsucht nach etwas Natur, verliebtes Pärchen oder best Friends seit: Ein paar Tage hier sind Urlaub für Körper, Geist und den Gaumen.
Die Oststeiermark hat für alle etwas zu bieten: Ausflüge in die sanft hügelige grüne Vulkanlandschaft, Erholung in den Thermen, Genießen von regionalen Köstlichkeiten wie Schokolade, Schinken, Essig, Schnaps und allerlei vom Kürbis - langweilig wird es nie
Fotos: © Thermen- & Vulkanland Steiermark, Harald Eisenberger
Josef Zotter, der Gründer der vielfach ausgezeichneten handgeschöpften Schokolade trägt immer zwei unterschiedliche Schuhe. Seine genialen und verrückten Schokoladenkreationen, z.B. Fischschokolade, Brennholz Hackschnitzel oder Fake Chocolate Erdnuss mit Brennnesselgelee, sind alle Bio, fair gehandelt und begeistern definitiv Kinder und Erwachsene.
In der Manufaktur kannst du eine spannende Tour durch die Zotter Erlebniswelt machen und mit einem Probierlöffel bewaffnet auch alles kosten, bis du nicht mehr kannst. Sei gewappnet: Eine Kakaobohne schmeckt nicht nach Schokolade und 100 Prozent Schoki ist bitter, sehr bitter. Ansonsten erfährst du bei der Tour wirklich alles über verschiedene Schokoladen, das Zotter-Konzept Bean-to-Bar, wie aus der Kakaobohne Schokolade wird und die Herkunft der Kakaobohnen. Auf der ganzen Tour durch die Manufaktur kommt die Schokolade auf kleinen Autobahnen, per Lift, an der Trink-Schokolade-Bar oder an den Naschstationen zu dir. Tipp: Nimm wirklich immer nur ein bisschen, sonst bist du nach der Hälfte der Tour schon so satt und verpasst das Beste!
Josef Zotter ist mittlerweile mit eines der berühmtesten Gesichter der Steiermark und hat über 400 verschiedene Schokoladensorten entwickelt. Übrigens: Schokoladen, die nicht so gut angekommen sind, geraten bei Zotter nicht in Vergessenheit, sondern landen mit Erinnerungstafel auf dem Schokoladenfriedhof.
Meine Best of: der spannende Einführungsfilm „Lieber Kakao als Kokain“, die Naschstationen, ein tanzender Schokoroboter, der später mal vom Kunden zusammengestellte Schokoladen machen soll, ein essbarer Tiergarten mit Bio-Landwirtschaft zum Anfassen und heimischen Tierrassen und die Nashido-Schoko „Passionsfrucht Thymian“.
Anfahrt: mit dem Auto, es gibt einen großen Parkplatz.
Öffnungszeiten: immer Montags bis Samstags: von Mai bis Oktober von 9 bis 20 Uhr, von November bis April von 9 bis 19 Uhr
Weitere Infos und einen großen Online-Shop findest du hier: www.zotter.at
Zugeben, die Steiermark hat es auch nicht einfach. Gegen die imposanten Alpen von Tirol sehen die sanft geschwungenen Hügel der erloschenen Vulkane nun mal ein bisschen popelig aus. Aber wenn man zum ersten Mal die stolze Riegersburg erblickt, wie sie auf diesem schroffen, unbezwingbaren hohen Felsplateau (war früher mal ein Vulkan) thront, dann vergisst man die Alpen augenblicklich.
Während es Feinden in 900 Jahren nie gelungen ist, Riegersburg zu erobern, macht es uns die Technik leicht. Wir fahren mit dem Lift. Zu Fuß erreichst du die Burg nach rund 20 Minuten – aber da gehst du auch straff bergauf. Abenteuerlustige können die Burg auch über verschiedene Klettersteige bezwingen. Oben erwartet uns dann eine Hexenausstellung – sehr interessant und atmosphärisch. Kids finden es allerdings eher gruselig und fürchten sich. Ausnahme: Katharina, die Blumenhexe. Ganz anders wird es in der Waffenausstellung. Da wird es spannend. Hier darf ausdrücklich angefasst und anprobiert werden. Zwei coole Ritterhelme und ein Gewehr stehen dafür zur Verfügung. Ansonsten: Viele Schwerter, Gewehre, Armbrüste und solche Sachen. Auf der weiteren Erkundungstour sind hier und da nette und lustige Details versteckt. Welche das sind? Lasst Euch einfach überraschen. Prächtig wie ein Schloss ist die Riegersburg als Verteidigungsanlage nicht, aber auch hier gibt es prunkvolle Zimmer zu sehen.
Auf dem Burghof arbeitet ein echter Schmidt, dem man über die Schulter schauen kann. Bei Kursen dürfen Interessierte sogar mitschmieden. Außerdem finden oft Musikkonzerte und Greifvogel-Shows statt.
Meine Best of: die Koi-Karpfen im Wassergraben; Kaffeetrinken auf der Terrasse mit genialer Aussicht auf die umliegenden Hügel mit Wäldern, Weinhängen, Wiesen und Feldern, die Kids können währenddessen auf dem Spielplatz toben; in der Taverne schauen, wer da alles hochgekraxelt kommt; die Hexenausstellung und ja, auch der Souvenirshop.
Anfahrt mit dem Auto bis Riegersburg, der Weg zur Burg ist ausgeschildert. Am Lift gibt es einen großen kostenlosen Parkplatz Öffnungszeiten: täglich von Mai bis September von 9 bis 18 Uhr. April und Oktober von 10 bis 18 Uhr
Weitere Infos: www.veste-riegersburg.at
© Karina Bárány-Campbell
Fotos: © Thermen- & Vulkanland Steiermark, Harald Eisenberger
Wer ins Vulkan- und Thermenland Steiermark kommt, sollte unbedingt Zeit für einen Trip in die Schinkenwelt von Vulcano in Auersbach bei Feldbach einplanen. Denn es hat sich mittlerweile herumgesprochen - hier in der Region der Südoststeiermark, rund um die sagenhafte Riegersburg sind großartige kulinarische Könner am Werke.
Nun mag man vielleicht unsicher sein, weil Vulcano eine Schweineschinken-Manufaktur ist. Aber der Besuch lohnt sich. Sogar oder besser, vor allem, wenn man mit Kindern unterwegs ist. In verschiedenen Führungen wird die Entstehung des zarten, übrigens preisgekrönten Schinkens erklärt. Aber nicht als trockene Theorie. Hier geht’s deftig, spannend und multimedial zur Sache: Ein Trickfilm über das Schweinchen Vulcana erklärt, wie Landwirt Franz Habel auf die Idee des luftgetrockneten Schinkens kam und wie sehr ihm die artgerechte Haltung am Herzen liegt. Auch das Thema Schlachtung wird nicht ausgelassen, aber so sensibel erzählt, so auch Kinder es verstehen. Und wer sich danach überzeugen möchte, dass Familie Habel nicht nur redet, sondern auch umsetzt, worüber sie redet, der schaut einfach mal im Schweinestall machen. Das ist wirklich ein Erlebnis. Da gibt’s genug Auslauf, Kratzgelegenheiten, sogar eigene Duschen für die Tiere sind vorhanden. Ab und an gibt es sogar klassische Musik für die verwöhnten Schweineohren.
Dort lernt man dann auch den 10-jährigen Schweine-Opa und Rudelchef Brandy kennen. Ich habe noch nie ein derart riesiges Schwein gesehen. Seine berührende Lebens-geschichte ist auch der Grund, warum Brandy niemals den Gang in den Schinkenhimmel antreten muss. Seine kleinen Stallgenossen allerdings werden dann mit 180 Kilogramm auf den Rippen zu ebenjenem luftgetrockneten Schinken weiterverarbeitet. Oder zu Salami. Und wie das geht, erfährt man dann auf der weiteren Tour. Es gibt keine bessere Gelegenheit, sich einmal hautnah anzuschauen, wie diese Lebensmittel hergestellt werden.
Wer mag, kann dann noch eine Verkostung in der Schinkenbar hintendran hängen. Mit einem guten Wein zum Beispiel. Also ich war nach der Verkostung so begeistert, dass ich noch einen Einkaufsbummel im großen Shop drangehangen habe. Meine Jungs haben noch wochenlang danach über Brandy und Vulcano gesprochen. Und das Beste: Das Bild der glücklichen Schweine vergisst man nie.
Meine Best of: die hochmodernen Gebäude mit viel Holz und Metall, der luftgetrocknete Schinken auf frischem Brot, Brandy, der Schweine-Opa, die getrockneten Schinkenchips, die kindgerechten Erklärungen, der Blick in die riesige Trocknungshalle, wo die Schinken von der Decke bis zum Fußboden hängen und die schönen Außenanlagen, auf denen es sich bei schönen Wetter gut aushalten lässt. Und zwar mit einem Fläschchen Saubier, welches exklusiv für Vulcano von der regionalen Brauerei Lava Bräu gebraut wird.
Extra: Seit einigen Jahren gibt es bei Vulcano „Ursprung“ ein Internationales Schinkenkulinarium, bei dem Schinkenfans drei Tage lang Schinken aus vielen Ländern verkosten können.
Anfahrt: Mit dem Auto zu Vulcano „Ursprung“, es gibt einen großen kostenfreien Parkplatz.
Öffnungszeiten: Montags bis Samstags von 9 bis 18 Uhr, September und Oktober auch sonntags geöffnet
Weitere Infos und Onlineshop: www.vulcano.at
Führungen kann man da ebenfalls bequem online buchen.
Die Entfernungen im Weltall sind riesig. Wie gut, dass man die Vulkanland-Sternwarte in Auersbach bequem zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto erreichen kann. Sie liegt idyllisch auf dem Rosenberg, rund 45 Kilometer von Graz und ca. 2 Kilometer von Schloss Kornberg entfernt. Ganz entspannt kann man nach Einbruch der Dunkelheit in der einzigen öffentlichen Steiermark der Südoststeiermark seinem Fernweh frönen, die Milchstraße suchen oder einfach mal in die Sterne schauen. In der zweiten, kleineren Kuppel können auch Rollstuhlfahrer zum Sternengucker werden.
Immer Freitagabend gibt dann der Astroclub Auersbach auch Führungen für die, die es noch genauer wissen möchten. Für Gruppen gibt es auch individuelle Führungen mit Multimedia-Show! Um den 6 Kilometer langen Planetenwanderweg, der aus 10 Stationen (9 Planeten und die Sonne“ abzugehen, waren wir leider zu spät. Das heben wir uns fürs nächste Mal auf. Super: Direkt neben den Sternwarten befindet sich die Heurigenschenke „Zum Sterngucker“.
Hier haben wir köstlich gegessen! Bei mir gab es einen grünen Salat mit steirischem Kürbiskernöl angemacht und eine traditionelle Kartoffelwurst. Mmmmh, war das lecker! Falls Ihr Euch fragt, was das ist: Sieht aus wie eine Thüringer Bratwurst, ist aber gefüllt mit Kartoffelstampf, gebratenem Speck und ein paar Kräuter waren sicher auch noch dabei. Was ich super nett fand: Weil ich so ein großer Fan von Apfel-Meerrettich bin, gab ein Schälchen hausgemachten dazu! Dazu hab ich übrigens einen Weißburgunder aus der Region getrunken und den Ausblick Auersbachtal bis hin zu den Gleichenberger Kogeln genossen. Die Kinder langweilen sich auch nicht, denn auch hier ist ein kleiner Spielplatz vorhanden und eine Wiese zum Toben. Bei schlechtem Wetter kann man auch drinnen sitzen.
Anfahrt: Mit dem Auto nach Auersbach und dann der Ausschilderung zur Sternwarte und Heurigenschenke „Zum Sterngucker“ folgen.
Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag, Freitag ab 16 Uhr, Samstag ab 14 Uhr und Sonn- und Feiertage ab 11 Uhr
Weitere Infos: www.zumsternengucker.at